Israel beschuldigt Hisbollah Tote bei Raketeneinschlag auf Golanhöhen
Israel macht die Hisbollah für einen Raketenangriff auf die Golanhöhen mit mindestens zwölf Toten verantwortlich. Die schiitische Miliz bestreitet jede Verantwortung - trotzdem kündigte das israelische Militär Vergeltung an.
Bei dem Einschlag einer Rakete auf den von Israel besetzten Golanhöhen sind mindestens zwölf Menschen getötet worden. Auch wurden mehrere Menschen verletzt. Bei den Opfern handele es sich um Kinder und Jugendliche im Alter zwischen zehn und 20 Jahren, sagte der israelische Militärsprecher Daniel Hagari. Die Rakete schlug auf einem Fußballplatz ein. Hubschrauber, Krankenwagen und mobile Intensivstationen seien vor Ort in Madschdal Schams im Einsatz, erklärte die israelische Armee.
Die Anlage gehört zu einem Dorf mit Einwohnerinnen und Einwohnern drusischen Glaubens. Die arabischsprachige Religionsgemeinschaft ging im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervor und siedelt heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. Es handelt sich um den schwersten Zwischenfall seit Monaten in den Auseinandersetzungen im israelisch-libanesischen Grenzgebiet.
Die israelische Armee hatte zuvor von einem Raketenangriff der schiitischen Hisbollah-Miliz berichtet. Diese bestritt, die Rakete abgefeuert zu haben. Zwar habe sie Vergeltungsschlägen für einen israelischen Luftangriff ausgeübt. Man sei aber nicht für den Raketeneinschlag auf dem Fußballplatz verantwortlich, sagte Mohammad Afif, ein hochrangiger Vertreter der Gruppe.
Israel kündigt Vergeltung an
Israels Armeesprecher Hagari bezeichnete das als Lüge: "Unsere Geheimdienstinformationen sind eindeutig. Die Hisbollah ist für die Tötung unschuldiger Kinder und Jugendlicher verantwortlich“, sagte er. Er sprach von dem Beschuss als "tödlichstem Angriff gegen israelische Zivilisten seit dem 7. Oktober". Das Militär bereite aktuell einen Gegenschlag vor. Israels Außenminister Israel Katz erklärte dem Nachrichtenportal Axios zufolge, man nähere sich dem Moment eines umfassenden Kriegs gegen die Hisbollah und den Libanon.
Israels Ministerpräsident Netanyahu kündigte an, seinen heute endenden US-Besuch zu verkürzen. "Unmittelbar nach Bekanntwerden der Katastrophe gab Ministerpräsident Netanyahu Anweisungen, die Rückkehr nach Israel so schnell wie möglich voranzutreiben", schrieb sein Büro auf X. Nach seiner Rückkehr werde der Regierungschef das Sicherheitskabinett einberufen. Netanyahu erklärte, die "Hisbollah werde für den Raketenangriff, der Kinder tötete, teuer bezahlen"
Der israelische Präsident Isaac Herzog warf der Hisbollah vor, Kinder "brutal angegriffen und ermordet" zu haben. "Hisbollah-Terroristen haben heute Kinder brutal angegriffen und ermordet, deren einziges Verbrechen es war, zum Fußballspielen rauszugehen. Sie sind nicht zurückgekehrt", erklärte Herzog.
UN-Truppen wollen deeskalieren
Die geschäftsführende Regierung des Libanon verurteilte nach dem Angriff "alle Gewalthandlungen und Attacken gegen Zivilisten". Sie rief zu einem "umgehenden Ende der Kampfhandlungen an allen Fronten auf". Angriffe gegen Zivilisten seien ein "eklatanter Bruch des Völkerrechts".
Die UN-Friedenstruppe im Libanon bemüht sich derweil um Deeskalation. Ihr Kommandant stehe wegen des Vorfalls im Kontakt mit libanesischen und israelischen Stellen, um die Lage zu beruhigen, hieß es.
Israel hält die strategisch wichtigen, im Grenzgebiet zwischen Israel und Syrien liegenden Golanhöhen seit dem Ende des Sechstagekriegs im Jahr 1967 besetzt und annektierte sie 1981. Die Vereinten Nationen und die EU erkennen die Annexion bis heute nicht an. Lediglich die USA erkannten das Gebiet 2019 unter der Präsidentschaft von Donald Trump als israelisch an.